Ergebnisse der Online-Umfrage für Kindertagespflegepersonen 2021

Vom 12.07. bis 31.08.2021 wurden im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts Koordinierungsstelle für Qualität und Unterstützung (KoQU) erstmalig die Berliner Kindertagespflegepersonen in einer anonymen Online-Umfrage befragt.

Mit der Befragung verfolgte die KoQU diese Ziele:

  • Dargestellt werden sollte die aktuelle Situation im Feld der Kindertagespflege in Berlin im Jahr 2021 aus Sicht der Tätigen.
  • Geschaffen werden sollte die Möglichkeit, die Wirksamkeit der Maßnahmen der KoQU in den verschiedenen Handlungsfeldern des Projektes überprüfen zu können, indem zu verschiedenen Zeitpunkten Daten gesammelt und miteinander verglichen würden.
  • Verglichen werden sollten die Aussagen der Kindertagespflegepersonen zu bestimmten Themenfeldern.

Der Online-Fragebogen bestand aus vier Teilen mit insgesamt 20 Fragen sowie einem freien Feld für zusätzliche Anmerkungen der Kindertagespflegepersonen. Es wurden allgemeine Fragen zur Betreuungssituation gestellt sowie Fragen zu den Themen Vernetzung/Vertretung, Fortbildungen und interne Evaluation.

350 Kindertagespflegepersonen haben den Link zum Fragebogen angeklickt.

219 Kindertagespflegepersonen haben den Fragebogen begonnen.

167 Kindertagespflegepersonen haben den Fragebogen beantwortet und abgeschlossen.

Um die Teilnahmebereitschaft unter den Kindertagespflegepersonen zu steigern, fand für die Teilnehmenden, die den Fragebogen vollständig beantwortet haben, eine Verlosung statt.

Die nachfolgende Darstellung zeigt, dass sich die meisten Kindertagespflegepersonen direkt zu Beginn des Umfragezeitraums (12.07.) bzw. nachdem eine Erinnerungs-E-Mail durch die KoQU verschickt wurde (17.08.) an der Umfrage beteiligten.

Abb. 1): Anzahl Teilnehmende im Zeitverlauf

 

Allgemeine Fragen

Zunächst wurden die Teilnehmenden 2021 gebeten, einige allgemeine Fragen zu beantworten. Diese Informationen wurden später genutzt, um herauszufinden, ob das Antwortverhalten in Zusammenhang mit der Form der Kindertagespflege, dem Bezirk oder z.B. dem Arbeitsort steht.

 

Form der Kindertagespflege
Kindertagespflegepersonen können alleine drei oder bis zu fünf Kinder betreuen (Einzelpflegestellen). Arbeiten sie im Verbund, können zwei Kindertagespflegepersonen zusammen bis zu 10 Kinder betreuen (Verbundpflegestellen).

Die Teilnehmenden arbeiten zu gleichen Teilen in Einzel- und Verbundpflegestellen (s. Abb. 2).


Abb. 2): Form der Kindertagespflege

 

Bezirk
Durch die Umfrage konnten Daten von 167 teilnehmenden Kindertagespflegepersonen (TN) aus allen zwölf Berliner Bezirken gewonnen werden (s. Abb. 3).



Abb. 3): Anzahl der Teilnehmenden in den verschiedenen Bezirken

 

Jahre an Berufserfahrung
58% aller Teilnehmenden sind bereits seit elf oder mehr Jahren als Kindertagespflegeperson tätig und nur 2% der Teilnehmenden üben die Tätigkeit seit weniger als einem Jahr aus (s. Abb. 4). Davon auszugehen ist somit, dass die Teilnehmenden über vertiefte Kenntnisse über das Feld der Kindertagespflege in Berlin verfügen.

Abb. 4.): Jahre an Berufserfahrung als Kindertagespflegeperson

 

Betreuungsort
Kindertagespflege kann im Haushalt der Kindertagespflegeperson, der Erziehungsberechtigten (des Kindes) oder in angemieteten Räumen angeboten werden. Mehr als die Hälfte der befragten Kindertagespflegepersonen betreut die Kinder in angemieteten Räumen (s. Abb. 5). Dies entspricht ungefähr dem Verhältnis, das sich im Land Berlin im Jahr der Befragung zeigt, betrachtet man alle Kindertagespflegestellen.

Abb. 5): Betreuungsort

 

Fragen zum Handlungsfeld Vernetzung

 

Vernetzung
Die Teilnehmenden sollten hier angeben, wie sie in ihrem Bezirk vernetzt sind und konnten dabei mehrere der vorgegebenen Antworten auswählen.
Ungefähr 78% der Teilnehmenden sind durch Treffen mit anderen Kindertagespflegepersonen, beispielsweise auf Spielplätzen, vernetzt (130 TN). In etwa genauso viele der Befragten sind in Gruppen bei WhatsApp oder anderen Messenger-Diensten wie z. B. Telegram vernetzt (128 TN). Über die Hälfte der Befragten (58%) gibt an, Mitglied einer Kiezgruppen zu sein (97 TN). Es wurde hier nicht differenziert zwischen Kiezgruppen mit mehr als zehn Personen und Kiezgruppen mit weniger als zehn Personen.
Zum Befragungszeitpunkt wünschten sich 13% der Befragten mehr Informationen über Bildungsorte im Bezirk (21 TN).
13 Personen geben an, dass sie nicht vernetzt sind, sieben von ihnen wünschen sich jedoch eine Vernetzung (s. Abb. 6).

Abb. 6): Vernetzung im Bezirk

 

Fragen zum Thema Vertretung

 

Vertretung allgemein
Die Teilnehmenden wurden gefragt, wie ihre Vertretungssituation in den letzten zwölf Monaten aussah. Durch die Nutzung der möglichen Mehrfachauswahl durch die Teilnehmenden wird deutlich, dass die Kindertagespflegepersonen unterschiedliche Vertretungsmöglichkeiten parallel nutzen. Die 167 Befragten gaben insgesamt 305 Stimmen für die verschiedenen Vertretungsmöglichkeiten ab.
56% aller Teilnehmenden geben an, dass im Vertretungsfall die Eltern die Betreuung ihrer Kinder übernehmen (94 TN). Dies spricht gegen das Vorhandensein eines funktionierenden Vertretungssystems. 21% bestätigen dies klar, indem sie angeben, dass es kein Vertretungssystem gebe (35 TN).
39% der Teilnehmenden konnten sich in der Vergangenheit im Verbund vertreten (65 TN). Immerhin 16% geben an, eine feste Vertretungsperson zu haben (26 TN). Bei 8% der Teilnehmenden organisiert die Fachberatung eine Vertretung (13 TN) (s. Abb. 7).

Abb. 7): Vertretungssituation der Kindertagespflegepersonen

 

Zufriedenheit mit dem Vertretungssystem
Fast drei Viertel der befragten Kindertagespflegepersonen sind unzufrieden mit dem aktuellen Vertretungssystem in Berlin (115 TN) (s. Abb. 8).
In Berlin sind Kindertagespflegepersonen aufgefordert, sich zu vernetzen, indem z.B. gemeinsame Treffen auf Spielplätzen oder bei anderen Gelegenheiten stattfinden. Die Tageskinder lernen so die jeweils andere Kindertagespflegeperson und die Tageskinder der anderen Gruppe kennen. Fällt eine der beiden Kindertagespflegepersonen aus, z.B. krankheitsbedingt, kann zumindest ein Teil der Kinder von der anderen, den Kindern bekannten Kindertagespflegeperson, betreut werden. Dies kann als Überbelegung der Kindertagespflegestelle geschehen oder indem Plätze belegt werden, die bisher bewusst freigehalten wurden oder nachfragebedingt frei waren.

Abb. 8): Zufriedenheit mit dem Vertretungssystem in Berlin

Betrachtet man die Zufriedenheit der Teilnehmenden nach der Betreuungsform, fällt auf, dass Kindertagespflegepersonen, die eine Einzelpflege betreiben, zufriedener scheinen als Kindertagespflegepersonen, die in einer Verbundpflege tätig sind: von den 31% der zufriedenen Teilnehmenden arbeiten 60% in einer Einzelpflege.

 

Vertretungsbedarf
Die Teilnehmenden wurden zum Thema Vertretung außerdem gefragt, an wie vielen Tagen sie im vergangen Jahr eine Vertretung benötigt hätten.
Nur knapp 30% der Befragten hätten im vergangenen Jahr eine Vertretung benötigt (51 TN). 22% hätten die Vertretung an 1-10 Tagen, weitere 6% an 11-20 Tagen benötigt. Auf den Zeitraum von 1-10 Tagen entfielen somit die meisten Antworten (s. Abb. 9).
Grundsätzlich hat sich in der Umfrage gezeigt, dass von den befragten Kindertagespflegepersonen diejenigen häufiger eine Vertretung benötigt hätten, die in einer Verbundpflegestelle arbeiten.



Abb. 9): Vertretungsbedarf der Kindertagespflegepersonen im vergangenen Jahr

 

Überbelegung
Bezogen auf Vertretung wurden die Kindertagespflegepersonen auch gefragt, wie lange sie im vergangenen Jahr mit Überbelegung gearbeitet haben. Über 50% der Befragten haben im vergangenen Jahr überhaupt nicht mit Überbelegung gearbeitet (90 TN). 35% der Teilnehmenden haben zwischen weniger als zwei und bis zu acht Wochen mit Überbelegung gearbeitet (s. Abb. 10).

Abb. 10): Dauer der Arbeit mit Überbelegung im vergangenen Jahr

Weiterhin wurden die Kindertagespflegepersonen nach den Gründen für die Überbelegung gefragt. Es konnten mehrere Gründe von den Teilnehmenden ausgewählt werden. Von 85 Befragten, die im vergangenen Jahr mit Überbelegung gearbeitet haben, geben 83% an, dass die Überbelegung aufgrund von Übergängen zustande kam, wenn beispielsweise schon ein neues Kind aufgenommen wird, obwohl ein anderes Kind die Kindertagespflegestelle erst etwas später verlässt (71 TN). Vertretungssituationen waren bei 35% der Kindertagespflegepersonen ausschlaggebend für Überbelegungen (30 TN) (s. Abb. 11).

Abb. 11): Gründe für Überbelegungen im vergangenen Jahr


Fragen zum Handlungsfeld Fortbildungen

 

Fortbildungsthemen
Die befragten Kindertagespflegepersonen sollten angeben, an welchen Fortbildungsthemen sie grundsätzlich Interesse hätten. Hier konnten mehrere Themen ausgewählt werden.
Mit 76% haben die meisten der befragten Kindertagespflegepersonen Interesse an Themen zu Pädagogik bzw. pädagogischen Angeboten geäußert (127 TN). Ein hohes Interesse besteht auch an Fortbildungen zu (entwicklungs-)psychologischen Themen (103 TN). Die Möglichkeit, zusätzlich zu den bereits genannten noch anderen Fortbildungsthemen aufzuführen, wurde nur von 13% der Teilnehmenden genutzt (21 TN) (s. Abb. 12).

Abb. 12): Interesse der Kindertagespflegepersonen an ausgewählten Fortbildungsthemen

 

Zeitpunkt der Fortbildung
Über die Hälfte der Befragten würde die Teilnahme an einer Fortbildung bevorzugen, die am Abend unter der Woche stattfindet (92 TN). 28% sprachen sich für Fortbildungen am Wochenende aus (45 TN). Nur 17% würden am liebsten zu Fortbildungen gehen, die während der Betreuungszeit stattfinden (29 TN) (s. Abb. 13).

Abb. 13): Zeitpunkt, zu dem die Befragten am ehesten an einer Fortbildung teilnehmen würden

 

Auswahlkriterien
Die Teilnehmenden sollten angeben, welche Kriterien für sie bei der Auswahl einer Fortbildung eine Rolle spielen und konnten dabei mehrere Antworten angeben. Für 81% der Befragten ist bei der Auswahl einer Fortbildung das behandelte Thema am wichtigsten (135 TN). Ebenfalls von mehr als der Hälfte der Teilnehmenden benannt wurde der Zeitpunkt der Veranstaltung als wichtiges Auswahlkriterium (61%) (s. Abb. 14).

Abb. 14): Bedeutung verschiedener Kriterien bei der Auswahl einer Fortbildung

 

Fragen zum Handlungsfeld interne Evaluation

 

Ausstattung mit Materialien
Die Materialien für die interne Evaluation Kindertagespflege werden als Blauer Ordner bezeichnet. Jede Kindertagespflegeperson sollte einen Blauen Ordner besitzen.
Hier hat jedoch nur etwas mehr als die Hälfte (53%) der Befragten angegeben, die Materialien für die interne Evaluation (blauer Ordner) zu besitzen (89 TN) (s. Abb. 15).

Abb. 15): Besitz der Materialien für die interne Evaluation in der Kindertagespflege

 

Erfahrungen mit der internen Evaluation
Die Teilnehmenden sollten angeben, inwiefern sie schon mit der internen Evaluation vertraut sind. Sie konnten mehrere Antworten auswählen. Der Großteil der Befragten gibt an, bisher noch keine interne Evaluation besucht zu haben (37%). Überhaupt nicht bekannt war die interne Evaluation für 20% der Teilnehmenden (33 TN). Nur 11% der Befragten haben bereits an einer internen Evaluation teilgenommen (19 TN). Immerhin geben jedoch 23% an, selbständig mit den Materialien zu arbeiten (39 TN) (s. Abb. 16).

Abb. 16): Erfahrungen der Teilnehmenden mit der internen Evaluation

 

Erneute Teilnahme an einer internen Evaluation
Von allen befragten Kindertagespflegepersonen, die angegeben haben, schon an einer internen Evaluation teilgenommen zu haben, würden 67% erneut teilnehmen (s. Abb. 17).

Abb. 17): Erneute Teilnahme an einer internen Evaluation

 

Zukünftige Teilnahme
Die Befragten sollten angeben, was sie zukünftig bräuchten, um an einer internen Evaluation teilnehmen zu können. Sie konnten mehrere Antworten angeben. Über die Hälfte der befragten Kindertagespflegepersonen (58%) wünscht sich mehr Informationen über die interne Evaluation (97 TN). 32% geben an, dass ihnen Unterstützung bei der Organisation helfen würde (53 TN) (s. Abb. 18).

Abb. 18): Dinge, die die befragten Kindertagespflegepersonen benötigen, um zukünftig an einer internen Evaluation teilnehmen zu können

 

Zusätzliche Anmerkungen

Abschließend hatten die teilnehmenden Kindertagespflegepersonen die Möglichkeit, freie Anmerkungen zu äußern. Diese Möglichkeit wurde von 47 Kindertagespflegepersonen (28%) genutzt.

Die häufigsten Kommentare gab es zu verschiedenen Wünschen der Kindertagespflegepersonen (13 TN). Darin ging es zum Beispiel um den Wunsch nach einer Corona-Prämie, wertschätzenden Umgang und Kommunikation, Festanstellung anstatt Selbstständigkeit, mehr Unterstützung sowie steuerliche Entlastung.

Außerdem wurde mehrfach Kritik an der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und der Senatsverwaltung geäußert (11 TN).

Einige Kindertagespflegepersonen griffen in den zusätzlichen Anmerkungen erneut das Thema Vertretung und Vernetzung auf (9 TN).

Weiterhin war die Konkurrenzsituation zu den Kitas für einige Kindertagespflegepersonen ein wichtiges Thema (7 TN). Kindertagespflegepersonen äußerten, dass Kindertagespflege nicht als gleichrangiges Angebot zur Kita beworben und gesehen werde, die Eltern es nur als Notlösung ansehen und ihre Kinder wieder aus der Gruppe nehmen würden, sobald sie einen Kita-Platz hätten.

Sechs Teilnehmende sprachen sich in den zusätzlichen Anmerkungen außerdem für die Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt aus, da dies in einigen anderen Bezirken bereits so gehandhabt werde.

Zudem gab es ein paar Anmerkungen zum Thema Fortbildungen und interne Evaluation (5 TN).